Limonaia del Castèl
Das Zitronenmuseum in Limone sul Garda
Der Anbau von Zitrusfrüchten hat am Gardasee eine lange Tradition. In Limonaien, den klassischen Zitronengewächshäusern, wurden die begehrten Zitrusfrüchte schon seit dem Mittelalter kultiviert. Die Limonaia del Castèl ist eine der vielen Limonaien an den steilen Berghängen von Limone - heute ein Freilicht-Museum und beliebtes Ausflugsziel. Dort kann man sich den historischen Anbau von Zitronen, Mandarinen, Grapefruits, Klementinen und anderen Zitrusfrüchten anschauen, genauso wie die Methoden, wie die wertvollen Pflanzen im Winter vor der Kälte geschützt wurden. Die Zitronengärten findet man nur zwischen Gargnano und Limone sul Garda.
Limone sul Garda ist einer der schönsten und beliebtesten Orte am Gardasee. Doch der Name täuscht und hat nichts mit der Zitrusfrucht zu tun. Er stammt vom Lateinischen Wort für Grenze - Limes. Zitronen oder Limonen sind in Limone trotzdem allgegenwärtig - auf Geschirr, Tischdecken, Namesschildern und als Souvenirs. Grund dafür ist die lange Geschichte des Ortes, die untrennbar mit den Zitrusfrüchten verbunden ist. Das Prinzip ist einfach. An den Südhängen der Berge am Westufer des Gardasees von Gargnano bis Limone wurden auf großen Terrassen, den sogenannten còle, der Sonne zugewandte Gärten angelegt.
Im Sommer konnten so auf kleinem Raum viele Pflanzen geschützt wachsen. Die Terrassen waren mit Mauern abgestützt, zwischen ihnen ragen endlos viele Pfeiler empor, die zusätzlich Wärme speicherten. Im Winter wurden diese Terrassen mit riesigen Holzfenstern gegen die Kälte geschützt. So konnte man die Wintersonne wie in riesigen Frühbeeten nutzen.
Die Limonaia del Castèl
Als vor ein paar Jahren eine der vielen Limonengärten der Stadt geschenkt wurde, um sie dem Verfall zu entreißen, entschloss man sich, die Limonaia zu restaurieren und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Limonaia del Castèl liegt nördlich der Altstadt von Limone sul Garda am Fuße des Mughéra, zwischen der Via Orti und der Via Castello direkt unterhalb der Gardesana. Einst war sie Teil einer 1.700 m² großen Plantage zwischen dem Mura-Tal und dem kleinen Màndola-Tal und erstreckte sich über mehrere Terrassen. Zur Bewässerung wurde das Wasser des Wildbachs San Giovanni genutzt. Die ehemaligen Terrassen und die Bewässerung wurden wieder angelegt und es wurden über 70 Zitruspflanzen gepflanzt (Zitronen, Mandarinen, Süß- und Bitterorangen, Chinotto-Orangen, Bergamotten, Pampelmusen, Kumquat). Ein Lehrpfad führt durch die einzelnen Bereiche und informiert über die vielen verschiedenen Zitruspflanzen.
Die Limonaia del Castèl stammt ursprünglich aus dem 17. Jahrhundert, damals im Besitz der wohlhabenden Familen Amadei. Später hießen die Besitzer Bertoni, Patuzzi, Girardi, Polidoro. Auf einem Brunnen kann man noch das Datum 15. April 1786 lesen. Im Laufe der Zeit wurde sie mehrfach umgebaut, die Terrassen vergrößert, Mauern versetzt und die Bewässerung erweitert. 1926 von Giuseppe Segala erworben, haben dessen Nachkommen die Anlage dann im Jahr 1995 an die Gemeinde Limone sul Garda abgegeben. In der Folge wurde der verfallene Garten umfangreich restauriert. Mit finanzieller Hilfe verschiedener öffentlicher Träger konnten Terrassen, Mauern, Dächer und Scheiben erneuert werden. Im Castel, dem ehemaligen Geräteschuppen wurde ein kleines Museum zur Geschichte der Limonaien eingerichtet. Die Neueröffnung fand am 22. Juli 2004 statt.
Geschichte der Zitronen am Gardasee
Lange war der Anbau von Zitrusfrüchten mediterranen Regionen wie der süditalienischen Insel Sizilien vorbehalten. Als Franziskaner Mönche im 13. Jahrhundert Zitronen aus Genua nach Gargnano eingführten, könnte das der Beginn der Kultivierung von Zitruspflanzen am Gardasee sein. Ab dem 15. Jahrhundert wird von weiteren Anbaugebieten in Toscolano und Maderno gesprochen. Limone findet in der historischen Abhandlung "Storia della Riviera di Salò" (1599) von Grattarolo Erwähnung. Die ersten Zitronengewächshäuser gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Diese wurden den Winter hindurch mit Brettern, später Fenstern gegen die Kälte geschützt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden viele Zitronengärten angelegt. Besonders die Familie Bettoni engagierte sich mit dem Bau verschidener Limonaien. Das markiert den Zeitpunkt, seit dem Limone als "Dorf der Zitronen" bekannt wurde. Durch die Anlage der vielen Gewächshäuser veränderte sich das Bild des Ortes maßgeblich. Auch Goethe war bei seiner Bootsfahrt von Torbole nach Malcesine am 13. September 1786 von Limone beeindruckt und beschreibt den Anblick von seinem Boot aus "Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehen geben.".
Im 19. Jahrhundert kam es zu einer ersten Krise, als im Jahr 1855 die Gummikrankheit den Bäumen zusetzt. Als mit der Einigung Italiens 1861 dann der Druck der Süditalienischen Zitrusfrüchte auf dem Markt zunahm, verstärkte das die Krise weiter. Es folgte die Erfindung der sythetischen Zitronensäure und die Verbesserungen im Transport. Limone war lange Zeit der weltweit nördlichste Ort, an dem Zitronen für den Handel gezüchtet wurden. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren Zitronen vom Gardasee ein teuer gehandeltes Gut, besonders in Nordeuropa. Kaum vorhandene Kühlketten ließen einen langwierigen Transport aus Süditalien kaum zu. Fast zum Erliegen kam die Produktion aber, als Italien die Limonaien-Fenster im Ersten Weltkrieg beschlagnahmte. Es folgte ein sehr strenger Winter in den Jahren 1928/29. Als es dann möglich war, gekühlte Waren rund um den Globus zu transportieren, versetzte das den Limonengärten ein schnelles Aus. Sie wurden nicht mehr gebraucht und verfielen weitestgehend. Die meisten von Ihnen endeten als Ruinen. Mittlerweile ist man sich des Wertes der Anlagen bewusst. Einige der verbliebenen Limonaien werden zu noblen Herbergen ausgebaut und so dem Vergessen entrissen.
Kommt man als Besucher mit der Fähre nach Limone, hat sich das Bild des Ortes seit Jahrhunderten nicht verändert. Wie Goethe einst feststellte, bestimmen auch heute schon von Weitem die markanten eckigen Pfeiler der Limonaien das Bild des Ortes. Vom Anleger Limone Centro geht es durch enge Gassen, ein paar steile Treppen hinauf zur Limonaia del Castel. Der Weg ist ausgeschildert und nicht zu verfehlen. Nach dem Eintritt folgt die Kasse und das kleine Museum mit verschiedenen historischen Werkzeugen, Fotos und Erläuterungen. Weiter geht es in die Gewächshäuser. Dort findet man viele unterschiedliche Zitronengewächse. Von den Gewächshäusern bietet sich ein fantastischer Blick auf Limone und den Gardasee. Wer Angst hat, im nicht enden wollenden Besucherstrom von Limone unterzugehen, sollte das Museum besuchen. Selbst im Hochsommer ist es dort angenehm leer. Gleiches gilt für die Gassen abseits der Promenade. Man muss nur ein paar Schritte die ausgetretenen Pfade verlassen.
Limonaia del Castel
Comune di Limone sul Garda
Via IV Novembre n° 25
25010 Limone sul Garda (BS)
Tel. +39 0365 954720
E-Mail: info@visitlimonesulgarda.com
Web: www.visitlimonesulgarda.com
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